Mit der elektronischen Patientenakte (ePA) beginnt eine neue Ära in der Gesundheitsversorgung. Auf Einladung des AWO-Ortsvereins Chiemgau-West informierte Dominik Schirmer, Bereichsleiter Politik und Verbraucherschutz bei der AOK Bayern, interessierte Bürgerinnen und Bürger in Prien über das bundesweite Einführungsprojekt.
Die Veranstaltung am 16. Mai stieß auf reges Interesse. „Die ePA soll die medizinische Versorgung effizienter, sicherer und transparenter machen“, erklärte Schirmer zu Beginn seines Vortrags. Mit der ePA können künftig medizinische Dokumente wie Befunde, Arztbriefe und Medikationspläne zentral gespeichert und von den behandelnden Ärztinnen und Ärzten eingesehen werden – sofern die Patientinnen und Patienten zustimmen. Ziel
sei es, Doppeluntersuchungen zu vermeiden, Therapien besser abzustimmen und die Sicherheit der Medikation zu erhöhen.
Freiwilligkeit und Datensouveränität im Zentrum
Ein wichtiger Aspekt der Einführung war das sogenannte Opt-out-Verfahren: Die Krankenkassen haben inzwischen für alle ihre Versicherten eine elektronische Patientenakte angelegt. Wer keine Nutzung wünscht, konnte dem widersprechen – und kann dies auch weiterhin jederzeit tun. Bei der AOK Bayern lag die Widerspruchsquote bei lediglich knapp unter fünf Prozent. „Das zeigt, dass viele Versicherte den Nutzen der ePA erkennen und bereit sind, sich auf die neue digitale Infrastruktur einzulassen“, erklärte Schirmer.
Zwar behalten die Versicherten die volle Kontrolle über die Nutzung der ePA – wer auf welche Daten zugreifen darf, bestimmen sie selbst –, doch die technische Entwicklung steht noch am Anfang. Die Möglichkeit, einzelne Dokumente gezielt zu sperren, zu löschen oder für sich selbst zurückzuhalten, ist derzeit noch nicht umgesetzt und soll erst in einer späteren Ausbaustufe folgen.
Verzögerungen in der Umsetzung: Wo es noch hakt
Es wird einige Zeit dauern, bis sich die neuen Prozesse in den Arztpraxen und Kliniken eingespielt haben. „Es ist bedauerlich, dass die Nutzung der ePA durch Ärztinnen und Ärzte trotz gesetzlichem Startschuss weiterhin freiwillig ist“, so Schirmer. Grund dafür ist unter anderem, dass einige Hersteller von Praxisverwaltungssystemen die notwendige technische Anbindung an die ePA noch nicht umgesetzt haben. „Hier besteht dringender Handlungsbedarf. Alle Akteure im Gesundheitswesen – von IT-Anbietern über Praxisteams bis hin zu Krankenkassen – müssen jetzt zügig und lösungsorientiert zusammenarbeiten, damit möglichst bald alle gesetzlich Versicherten von den Vorteilen der ePA für alle profitieren können.“
Unterstützung für Versicherte vor Ort
Die Nutzung der ePA ist für viele Menschen Neuland. „Wir lassen unsere Versicherten mit der neuen Technik nicht allein“, betonte Schirmer. Versicherte, die die App nicht selbst bedienen können oder wollen, können eine Vertrauensperson – etwa Angehörige – zur Verwaltung ihrer Akte bevollmächtigen. Zudem unterstützt die AOK Bayern mit kompetenter Beratung in rund 200 Geschäftsstellen. Auch in der Priener AOK- Geschäftsstelle in der Hochgernstraße 2a erhalten Interessierte persönliche Hilfe und Informationen.
Offene Fragen und große Resonanz
Im Anschluss an den Vortrag wurde lebhaft diskutiert. Viele Fragen zielten auf konkrete Anwendungsszenarien und Datenschutzaspekte ab. Der Vorsitzende des AWO-Ortsvereins, Lorenz Ganterer, zeigte sich zufrieden: „Die Veranstaltung hat deutlich gemacht, wie groß der Informationsbedarf zur ePA ist. Umso wichtiger ist es, mit seriöser Aufklärung Vertrauen zu schaffen.“
Foto 1: Dominik Schirmer stellt die ePA vor (Foto: Werner Witt)
Foto 2: Eröffnung der Veranstaltung (Foto: Werner Witt)
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